Komplexität und Agilität sind zwei entscheidende Dimensionen, mit denen sich eine IT-Organisation im Zuge von IT-Veränderungsmanagement auseinandersetzen muss.
Ein Hauptteil der Arbeit von IT-Beratungsunternehmen besteht darin, Systeme und Anwendungen in einer IT-Landschaft zu ergänzen oder nachzujustieren. Ein zentrales Problem hierbei kann sich dann entwickeln, wenn ein Unternehmen unter der mangelnden Veränderungsfähigkeit der IT-Organisation leidet – der Verlust des Wettbewerbsvorteils kann die Folge sein. Die IT-Beratung zielt daher darauf ab, Komplexität zu reduzieren und IT-Organisationen agil werden zu lassen.
Mit Komplexität wird ein Merkmal eines soziotechnischen Systems bezeichnet, in dem eine hochgradig differenzierte Vielschichtigkeit herrscht. Das klingt erst einmal kompliziert, bedeutet vereinfacht gesagt aber nur, dass eine Vielzahl an Systemelementen (Anwendungen, Programme, Kommunikationskanäle, redundante Datenmengen) und deren Interaktion zu externen (Kunden und Lieferanten) und internen Schnittstellen (Personalabteilung, Controlling) vorliegt. Dazu kann auch gehören, dass unternehmenseigene Software anstelle von Standardlösungen wie zum Beispiel von SAP verwendet wird. Ein Unternehmen kann in einem solchen Fall dazu gezwungen werden, immer mehr Geld in die Lösungsansätze zu investieren.
IT-Veränderungsmanagement: Wie viel Komplexität ist akzeptabel?
Wenn eine IT-Organisation also effizient arbeiten will, muss sie sich der Aufgabe widmen, die eigene Komplexität zu reduzieren. Ist es nicht machbar, die Komplexität zu reduzieren, sollte zumindest angestrebt werden, sie beherrschbar zu machen. Generell gilt der Grundsatz, dass die Komplexität der IT-Organisation das Überleben des Unternehmens zumindest nicht gefährden darf. Führungskräfte müssen daher dafür sorgen, Komplexität zu erfassen, sie zu bewerten und daraufhin Entscheidungen über das weitere Vorgehen zu treffen.
In der Realität finden sich meistens IT-Landschaften mit komplizierten Anwendungsprozessen und Inhalten, die sich gegebenenfalls sogar überschneiden können. Meistens sind diese IT-Landschaften über Jahre gewachsen und deswegen aufgrund ihrer komplizierten Natur nur noch ganz schwer zu pflegen und zu verändern. Obwohl gleichzeitig ein hoher Veränderungsdruck auf eine IT-Organisation einwirkt, wird zum Teil darauf verzichtet, die IT-Landschaft zu verändern. Hauptgrund sind hier oftmals die horrenden Kosten, die dabei entstehen würden.
Schnell und passend auf neue Anforderungen reagieren als Idealvorstellung
Das Ziel liegt also darin, sich von Komplexität hin zu Agilität zu entwickeln – Agilität wird definiert als die Fähigkeit, auf variierende Anforderungen schnell und direkt reagieren zu können. Die innovative Nutzung der unternehmenseigenen IT ist hier das entscheidende Element, um agile Unternehmensprozesse und damit den Unternehmenserfolg zu erhöhen. Insgesamt gilt eine agile IT-Organisation durchaus als Wettbewerbsvorteil, mit der Effektivität und Effizienz im Unternehmen gesteigert werden können. Kopierbar ist eine agile IT-Organisation dabei nicht, weil sie kaum in einem anderen Unternehmen mit anderen Rahmenbedingungen eingesetzt werden kann.
Die Unternehmensleitung steht daher vor der Aufgabe, eine agile IT-Organisation zu schaffen, in der ein hohes Maß an Maßnahmen und Wissen zur Verfügung stehen, um schnell und passend auf neue Anforderungen reagieren zu können.