In den Projekten verschiebt sich das Geschlechterverhältnis mittlerweile zur paritätischen Verteilung. Und das ist gut so.
Der “Girls’ Day” ermöglicht Mädchen Einblicke in Berufsfelder, die sie im Prozess der Berufsorientierung nur sehr selten in Betracht ziehen – im Rahmen des Programms, das seit 2001 durchgeführt wird, können Mädchen daher praktische Erfahrungen in Unternehmen und Betrieben sammeln. Bereits mehr als 1,8 Millionen Teilnehmerinnen profitierten von diesem Angebot, sie konnten sich bereits früh in ihrer Bildungslaufbahn (das Angebot ist für Schülerinnen ab der fünften Klasse bestimmt) einen Überblick verschaffen. Durch die Begegnung mit weiblichen Vorbildern und Frauen in Führungspositionen sollen Mädchen erkennen, dass sie mit ihren Fähigkeiten und entgegen der gesellschaftlichen Vorprägungen auch in solchen Berufen arbeiten können.
Mit dem Programm soll gegen ein zentrales Problem auf dem Arbeitsmarkt angekämpft werden: speziell in naturwissenschaftlich-technischen Berufen sind Frauen unterrepräsentiert. Insbesondere die IT-Branche wird von Männern dominiert, obwohl der Fachkräftemangel viele Unternehmen vor die Herausforderung stellt, geeignetes Personal für offene Stellen zu finden. Durch die Erziehung im Elternhaus, aber auch die Darstellung von Berufen in Unterhaltungsmedien werden oftmals stereotype und oberflächliche Verhaltensweisen reproduziert – diese entsprechen nicht der Realität und den eigentlichen Fähigkeiten von Mädchen. Denn tatsächlich sind Jungen und Mädchen im jungen Alter gleich kompetent, was die Verwendung von digitalen Medien oder Endgeräten betrifft – zu häufig scheuen sich aber besonders Mädchen davor, sich intensiver damit auseinanderzusetzen. Manchmal behindern sogar Lehrkräfte die Entwicklung, weil sie auf Geschlechterklischees vertrauen.
Girls’ Day: “Programmierung als weitere Fremdsprache wahrnehmen”
Esther Dosch, OREXES-Abteilungsleiterin, hat das Ganze aus ihrer Perspektive ähnlich beobachtet: “Es stimmt schon, dass die IT und gerade das Programmierumfeld noch sehr männlich dominiert sind.” Sie hat aber auch festgestellt: “In den Projekten verschiebt sich das Geschlechterverhältnis mittlerweile zur paritätischen Verteilung. Und das ist gut so. Persönliche oder geschlechterspezifische ‘Schwierigkeiten’ habe ich durch meine Art oder mein Auftreten schon gar nicht zugelassen. Ich kann aber sagen, dass ich in Projekten mit anderen Programmiererinnen viel mehr Kreativität und spielerisches Denken ‘out of the box’ erlebt habe – in einem rein männlichen Umfeld wird strikter und technischer zum Thema gedacht.”
Eine eigene Syntax, bestimmte Vokabeln und Satzbau – warum soll man sich da noch für den Beruf Dolmetscherin interessieren?
Gleichzeitig wirft sie auch einen Blick in die Zukunft und sagt: “Ich betrachte die Programmierung immer als weitere Fremdsprache neben Englisch oder Französisch, deswegen habe ich die Scheu davor nie so ganz verstanden. Eine eigene Syntax, bestimmte Vokabeln und Satzbau – warum soll man sich da noch für den Beruf Dolmetscherin interessieren? Und nachdem die Anwender der Software immer mehr Frauen sind, sollten auf der anderen Seite auch zwingend mehr Entwicklerinnen der Software die Sache in die Hand nehmen.”
Fest steht also: Die Kultur muss sich wandeln. Der Wandel muss in jedem Unternehmen, in jedem Elternhaus und in jeder Schule stattfinden. Und auch bei OREXES haben wir uns dieser Thematik verschrieben: Equality und Equal Pay gehören zu den zentralen Werten des Unternehmens. Im Rahmen der Kooperation mit Fuldaer Schulen und den Fachbereichen an der Hochschule versuchen wir, diese Entwicklung aktiv mitzugestalten.
Leider können wir in diesem Jahr keine Praktikantin am Girls’ Day aufnehmen, weil das organisatorisch nur schwierig umzusetzen und eine umfassende und lohnende Betreuung nicht möglich wäre. Wir versprechen aber, dass es uns im nächsten Jahr gelingt!