OREXES-Weekly wird in dieser Woche ein wenig politischer und setzt sich mit der Reaktion der CDU auf das Youtube-Video von Rezo auseinander.
Die letzten Tage waren ziemlich anstrengend. In der heißen Phase des Wahlkampfs vor der Europawahl am 26. Mai diskutierten auf einmal alle über ein Video des Youtubers „Rezo“, der sich 55 Minuten lang mit der „Zerstörung der CDU“ auseinandersetzte. Bei jüngeren Leuten kamen die Inhalte gut an, die Generation U30 fühlte sich abgeholt von den Äußerungen des Youtubers. Die im Video erwähnte, einstige Volkspartei CDU fiel in eine tagelange Apathie, nachdem der Versuch, durch ein Antwort-Video mit Philipp Amthor in der Hauptrolle für eine Gegendarstellung zu sorgen, gescheitert war. Die etablierten Medien in Deutschland erklärten dem Youtuber erst einmal wie der nette Onkel aus der Verwandtschaft, dass die Thesen doch bitte auch mit stichhaltigen Quellen belegt werden sollen.
Viele Journalisten fühlten sich so, als wäre ihnen die Show gestohlen worden. Auf allen Ebenen zeigte sich eine große Überforderung mit dem Video und den Inhalten. Normalerweise sollte eine Demokratie ein solches Video aushalten, um es vielleicht später auch als Ausgangspunkt für eine Diskussion zu nutzen. Eine Diskussion, die zwischen einer politisch zunehmend engagierten Generation und den etablierten Politikern und Medien dringend geführt werden muss. Während junge Menschen für besseren Klimaschutz und gegen Uploadfilter protestieren, ziehen sich die Volksparteien zurück und verschanzen sich hinter ihren angestaubten Ansichten.
Die CDU muss auf junge Menschen zugehen
Nach der Europawahl reagierte dann die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer – ob wirklich auf das Video oder vielleicht doch auf das schlechte Ergebnis ihrer Partei lässt sich nicht genau sagen. Sie wolle eine Diskussion über Regeln für politische „Meinungsmache“ (wie offenbar das Rezo-Video) in Wahlkampfzeiten. Sie hätte auch wesentlich offener mit den Vorwürfen umgehen können – ein Versuch, die junge Generation mitzunehmen, wäre wohl angebrachter gewesen. Doch jegliche Diskussion wurde abgeblockt. Ein Muster, das es bereits zuvor zu bewundern gab: Die Proteste im Rahmen der #FridaysforFuture wurden kleingeredet, das Thema Schulschwänzen war der Union wohl wichtiger. Die Debatten um Artikel 13 hätten „Bots“ initiiert und keine unzufriedenen Jugendlichen. Naja.
In jedem Fall ist es beängstigend, wie wenig Bereitschaft die CDU zeigt, sich konstruktiv mit den Anliegen und Ängsten der jüngeren Generation auseinanderzusetzen. Dass die Kommunikationsstrukturen im Internet vielleicht nicht immer ganz klar verständlich und manchmal auch etwas wild sind, liegt auf der Hand – das ist aber noch lange kein Grund, nicht mehr miteinander ins Gespräch zu kommen. Und um eine offene und tolerante Demokratie zu erhalten, wäre es vielleicht mal eine gute Idee, ein wenig auf die jüngeren Menschen zuzugehen. Und von der SPD haben wir noch gar nicht gesprochen.